Dachbegrünung + Bewässerung + Solarbetrieb
Solarbetriebene Gründach-Bewässerung
Hinweis:
Das solarbewässerte Pavillon-Gründach als Teil unserer Landesgartenschau-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem „Freundeskreis der Landesgartenschau e.V.“ (der das Dach gebaut hat).
Warum begrünte Dächer?
Eine gute Frage: Denn für Natur und Artenvielfalt ist es viel besser, wenn der natürliche Boden nicht mit Gebäuden und Dächern versiegelt wird. Aber wir Menschen pflastern alles zu, ruinieren das Klima (es wird heißer) und die Artenvielfalt (weniger Arten, Pflanzen und Tiere => instabileres Ökosystem).
Aber wenn schon ein Haus mit Dach da ist oder gebaut wird, dann gern mit einem Gründach. Auch wenn da nicht so viel wachsen kann wie am Boden: Ein gut angelegtes Gründach bringt mehr als eine trostlose Bodenfläche.
Das Gründach hilft der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Die harten Bedingungen passen gut zu Arten, die in unserer überdüngten Welt seit langem verdrängt werden.
Außerdem können die richtigen Pflanzen bei Hitze ein kühleres Mikroklima schaffen. Für uns Menschen ein Segen, der im besten Fall zu weniger Hitzetoten führt.
Über Kräuter und Selbstversorgung und die Kombinationsmöglichkeiten mit PV-Anlagen auf der Dachfläche wird im Folgenden nicht geschrieben, das ist alles aufwändiger (und kann ergänzend eingerichtet werden). Es soll hier nur um eine sehr einfache Möglichkeit gehen, mit wenig Aufwand viel für Artenvielfalt und Abkühlung zu tun.
Warum eine solarbetriebene Gründach-Bewässerung?
Ein Standard-Gründach hat sehr wenig Bodenhöhe. Es wird zwar ein besonders geeigneter Boden aufgetragen, ein sogenanntes Substrat, das gut Wasser speichern kann. Trotzdem bleibt das Problem der Pflanze auf dem Gründach - die komplette Austrocknung bei langer und großer Hitze ohne Regen -zu lange zu wenig Wasser. Dann stirbt sie, und damit das gesamte Leben auf dem nicht mehr grünen Dach.
Die Standardlösung sind Halbwüsten-Pflanzen, sogenannte Sedum-Arten, die bei Hitze alle Poren schließen und sich so selbst retten. Zur Kühlung ihrer Umgebung tragen sie dann nicht mehr bei. Und es gibt davon auch nur wenige Arten, d.h. der Beitrag zur Artenvielfalt ist mäßig.
Eine regelmäßige noch so geringe Bewässerung wirkt hier Wunder: Es gibt viele (auch seltene, wertvolle) heimische Pflnzen, die mit wenig Wasser auskommen.
Bekanntlich ist es heiß, wenn die Sonne scheint, und genau dann funktioniert das Solarmodul und produziert Strom, z.B. für eine kleine Bewässerungspumpe.
Damit ist die Ausgangsfrage beantwortet.
Solarbetriebene Gründach-Bewässerung: Einfach, billig, zwei Varianten
Nicht beantworten können wir die Frage, warum es nicht viel mehr solarbetriebene Gründach-Bewässerungen gibt. Sie sind einfach und billig, und ihr Beitrag zur Artenvielfalt ist relativ hoch.
Im Folgen den stellen wir zwei Varianten vor:
- die „kleine Lösung“ für Ihr Garagen- oder Schuppendach
- die „große Lösung“, als wichtiger Beitrag für die Stadt der Zukunft.
Die „kleine Lösung“ für Ihr Garagen- oder Schuppendach
Man nehme
- ein begrüntes kleines Flachdach mit Dachablauf und darunter der Regentonne
- ein PV-Bewässerungs-Set (Kosten zwischen 50 und 100€, Firmennamen z.B. Esotec oder Gardena)
Fertig.
Zum PV-Bewässerungs-Set gehören (alles in sehr kleinem Format)
- ein Kästchen mit Pumpe und Regler, zum An-die-Wand-Schrauben
- ein PV-Modul (auch an die Wand schrauben, oder mit beigefügtem Erdspieß in den Boden stecken. Hauptsache, die Sonne scheint drauf)
- Röhrchen, Kabel und Zubehör, um alles zu verbinden und bei den Pflanzen eine Tröpfchenbewässerung zu installieren.
Schon ist alles fertig zum Ausprobieren und es wird eine gar nicht so kleine Fläche täglich z.B. 2 x 5 Minuten bewässert (die von Anbietern teils genannten 20 Pflanzen gelten für gezüchtete Pflanzen und nicht für genügsame Wildpflanzen: Da geht auch mehr ...).
Im Ergebnis wachsen auf ihrem Gründach viel mehr Pflanzen und Pflanzenarten als ohne diese Bewässerung. Wildbienen, Schmetterlinge usw. stellen sich ein. Das Dach lebt.
Details zur „kleinen Lösung“
Selbst wenn Sie außer der Bewässerung nichts machen, stellen sich verschiedene Pflanzen ein, deren Samen anfliegen. Eine gute Sache!
Wer gezielt bestimmte Arten möchte, kann mit einer geeigneten Samenmischung starten, und zusätzlich ein paar Pflänzchen kaufen.
Was bei fast jedem Dach geht ist, Pflanzentröge (z.B. einen halben Meter breit) auf dem Dach über den tragenden Wänden zu plazieren, und dann in den Trögen höhere Substrathöhen umzusetzen.
Jeder zusätzliche Zentimeter Substrathöhe erlaubt viel mehr Pflanzenarten, weil mehr Bodenhöhe mehr Wasserspeicherung und tiefere Wurzeln bietet. Fragen Sie für Ihr Dach dazu erst Fachleute!
Auch schräge Dächer kann man begrünen. Eine einfache Haltekonstruktion für leicht geneigte Dächer sind Holzlatten-Konstruktionen, die im oberen Teil des Substrats eingelegt werden. Wenn diese anfangen zu vermodern, haben sich die Pflanzen schon überall hin verwurzelt, die Holzlatten sind überflüssig geworden und kompostieren auf dem Dach.
Ränder von Gründachflächen werden meist mit Kies ausgeführt, um überbordendes Wachstum und Einwachsen in die Dachkonstruktion zu verhindern. Magerwiesen-Pflanzen, die nur langsam wachsen, helfen hier ebenfalls.
Äußerst sinnvoll ist es, Pflanzen-Apps zur Bestimmung der Pflanzen für die Planung und die Erfolgskontrolle auf ihrem Dach zu benutzen.
Übrigens ändert sich die Zusammensetzung der Pflanzen im Laufe der Jahre. Es überlebt und kommt das hinzu, was mit den speziellen Standortbedingungen am Besten klarkommt.
Ein großer Vorteil des Systems ist die Erweiterungsmöglichkeit: Möchte man mehr davon, wird einfach ein weiteres System besorgt und zugeschaltet. Ein weiteres PV-Bewässerungs-Set, eine weitere Regentonne.
Die „große Lösung“ für die Stadt der Zukunft
Das gleiche Prinzip wie beim Garagendach kann auch für die Gründächer der Stadt angewendet werden. Alles in größer: Zisterne statt Regentonne, größere Pumpen und Solar-Sets.
Es geht um das Stichwort „Schwammstadt“. Es gibt das zunehmende Problem von Unwettern mit viel Niederschlag (=> Überschwemmungen) und längeren Trockenperioden. Die Lösung ist die Speicherung von soviel Wasser wie möglich, so dass die Stadt zum „Schwamm“ wird.
Die PV-bewässerten Gründächer helfen dazu nicht nur bei Artenvielfalt und Kühlung, sondern auch bei der Wasserspeicherung.
Für den Bund Naturschutz ist das ein wichtiges Zukunftsthema:
Unter anderem zeigen wir solche Gründächer in unserer Landesgartenschau-Ausstellung 2024 in Kirchheim bei München, und haben die Konzeption mit der Technischen Hochschule Bingen abgestimmt.
Die TH Bingen (Lehrstuhl Professorin Elke Hietel) forscht schon lange zu diesem Thema und entwickelt es weiter. Hier der Link zu einer Studie über diese Arbeit
th-bingen.de/fileadmin/projekte/EffIn_Gruen/Innovatives_Gebaeudegruen.pdf
Titel der Studie: „Klima- und umweltfreundliches innovatives Gebäudegrün“.
Wir bedanken uns herzlich für die gute Zusammenarbeit mit Frau Hietel!