Conservation Gardening
Konservierendes Gärtnern in die Praxis umsetzen
(Konservierendes Gärtnern = Conservation Gardening = CG)
(Stand 30.05.2024)
Hinweis:
„Conservation Gardening“ als Teil unserer Landesgartenschau-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Ortsgruppe der LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz).
Die aus Sicht des Artenschutzes besten Pflanzen für meinen Garten mit wenig Aufwand finden! Geht das?
Eine verblüffend einfache Antwort gibt die Uni Leipzig, wo Wissenschaftler geforscht und eine App entwickelt haben. Das geht so:
Vergleich Zoo: Bekanntlich sind Zoos weltweit nicht nur zum Tiere-anschauen da, sondern retten Tierarten vor dem Aussterben, die nur noch in Zoos überleben. Was wäre, wenn der eigene Garten der Zoo ist, der Pflanzenarten rettet?
Genauso gehen die Wissenschaftler vor:
- Pflanzen nach Bedrohungsklassen und Bundesländern sortieren (Rote Listen)
- auf Garteneignung prüfen
- bundesweit einige vertrauenswürdige Wildpflanzen-Gärtner finden, bei denen diese Pflanzen erhältlich sind
- verschiedene Checks und Abwägungen, damit das Ganze wissenschaftlichen Ansprüchen genügt
=> daraus eine App bauen, so dass jeder Gärtner die Pflanzen für seinen Balkon oder Garten findet.
Das haben sie gemacht!
Ergebnis:
Es gibt nicht die eine Wahrheit zur Rettung der Artenvielfalt. Aber dies ist ein toller und gut umsetzbarer Beitrag, der von vielen leicht ausprobiert werden kann und sollte! Auf gehts :-)
Was muss ich tun, bitte ein Beispiel!
Die entwickelte App ist eine „Shiny-App“, eine Art Tabelle im Internet, die Sie nur öffnen und ein paar Kriterien angeben müssen. Sie finden die App z.B., wenn Sie nach „Conservation Gardening Leipzig“ suchen. Übigens kann eine Shiny-App kann auch mit dem PC geöffnet werden.
Man startet mit dem Bundesland, hier natürlich mit Bayern!
In Bayern gibt es ca. 500 gefährdete Pflanzenarten, die „gartengeeignet“ sind.
Um jetzt „Ihre Pflanzen“ zu finden, tippen Sie die Kriterien ein:
Z.B. Sonnigkeit, Bodeneigenschaften, Wildbienenbedeutung, Gefährdungsgrad, ….
Als Beispiel wählen wir einen Balkon, der im Halbschatten liegt, und suchen nach Pflanzen, die fast schon ausgestorben sind (Rote-Liste-Gefährdungsklasse 0). Und gut für Insekten sind.
Mit so einem exklusivem Wunsch wird es eng :-).
Aber eine Pflanzenart findet die App tatsächlich, nämlich das Rosmarin-Weidenröschen.
Nun möchte ich dieses Pflänzchen bestellen:
Dann kopiere ich den Pflanzennamen, schaue in der App nach „Produzenten“, und finde in diesem Fall tatsächlich drei Anbieter (das klappt oft nicht so gut, weil Wildpflanzen zunehmend begehrt und deshalb nicht so leicht erhältlich sind).
Realitätscheck:
Nachschauen bei einem der 3 Anbieter zeigt, dass die Pflanze dort nicht lieferbar ist. Das kann sich zwar innerhalb von Wochen ändern, aber es gibt noch einen anderen Weg:
Für die wissenschaftliche CG-Studie wurden von Wildpflanzen-Plattform NaturaDB bundesweit 6 Gärtnereien ausgewählt, das geht in der Wissenschaft nicht anders. Aber NaturaDB (im Internet leicht zu finden) gibt auch weitere Gärtnereien an: Man gibt den Pflanzennamen ein und sucht. Und findet tatsächlich eine weitere Gärtnerei, bei der das Rosmarin-Weidenröschen erhältlich ist (Stand 30.5.2024).
Übrigens:
Alles zum Thema ist viel besser erklärt in einem öffentlich zugänglichen gut lesbaren Artikel der Autoren Marius Munschik (und weiterer, an der Uni Leizig, Lehrstuhl Ingmar Staude). Man findet den Artikel ins Deutsche übersetzt, wenn man bei den „deutschen Pflanzenlisten“ im Smartphone unten auf das klein geschriebene Wort „Paper“ klickt.
Das Ergebnis der CG-Studie passt perfekt zu unserer Gartenschau-Ausstellung:
Viele bedrohte Pflanzen brauchen die nährstoffarmen Böden, über die wir informieren.
Eine der sechs Wildpflanzen-Gärtnereien, die für die CG-Studie ausgesucht wurden, ist die Gärtnerei, die die Pflanzen auf unseren Pflanzentischen und dem Pavillondach geliefert hat (StaudenSpatz).
Im LBV-Bereich der Ausstellung (WohlfühlgARTEN) wird ein „bayrischer Balkonkasten“ mit vier Pflanzenarten gezeigt: Die CG-Studie listet nämlich für jedes Bundesland beispielhaft fünf bedrohte Pflanzenarten für einen Balkonkasten auf. Vier davon zeigt der LBV-Kasten.